Hof-Klatsch
Ich fühlte schon öfter mit ihm, mit unserem Ernst-August, Prinz von Hannover. Eben, genau der, der jetzt auf der Expo angeblich, sagt man, der also da.auf der Expo...na, der da war.
Zum ersten Mal fühlte ich mit ihm, als sein Vater starb. den ich noch als einen Herzog kennenlernte, wie ich mir einen solchen auch erhofft hatte: Zwar ohne weißen Pelz auf rotem Purpurmantel, wie seine Vorfahren ihn noch auf den Bilderschinken im Celler Schloss tragen. Vielmehr trug Ernst-Augusts Vater einen Regenmantel, ging mit uns zu Fuß um das Gebäude und lud zum Spargelessen ein, ganz un-exponiert, der Herzog von Braunschweig und Lüneburg. der Vater unseres Expo-Prinzen. Mein erstes Mitgefühl mit dem jungen Ernst-August hatte ich, als sein Papa starb. Es ist viel schwieriger, einem geachteten Papa zu folgen, als einem anderen.
Das zweite Mal habe ich Ernst-August, den Heutigen, bedauert, als er seine Caroline heiratete. Plötzlich kam er in die nicht nur gelben Blätter, die yellow press, unser hannoverscher Prinz (die Farbe steht den Welfen schließlich). Vielmehr kam er in die allerbunteste Presse - wegen Caroline. Der arme Prinz - Wer kannte ihn vorher? Jetzt musste er sich über seine Frau definieren. Ein Prinzgemahl wurde er, obwohl eigentlich er die Königliche Hoheit" ist. Was Wunder, dass jemand sauer wird, wenn die Männer (der Presse) dauernd hinter der eigenen Frau her sind. Und weniger hinter einem selbst. Das kränkt. Und lässt doch ganz verständlicherweise zum Regenschirm greifen.
Immerhin eine vergleichsweise milde Reaktion, denn seine frühen Vorfahren wehrten sich noch mit Stein- und Eisenkugeln, mit Pech und Schwefelmolotows.
Und jetzt - jetzt tut er mir wieder leid. Denn wer öffentliche Person ist, der darf nicht einfach müssen dürfen können, wie andere. Der muß die Folgen seines Müssens vorher bedenken. Unser armer Prinz wählte einfach einen unnatürlichen Ort für eine natürliche Handlung. Wenn er sich doch bloß eingereiht hätte in die unendliche Zahl derer von uns, die an Autobahnrändern nicht mal bis zur nächsten Raststätte warten können! Wenn er sich doch nur unter denen von uns befunden hätte, die in städtischen Parkanlagen nicht mal ein Gebüsch abwarten oder die Schlange vor einem Pinkelhäuschen nicht aushalten können. Er wäre dort nie aufgefallen. Selbst mit Regenschirm nicht. Unser Prinz soll zudem noch vebal ausfallend geworden sein, bei den Besitzern der Hauswand, mit der der Prinz zu tun hatte. Völlig verständlich, diese Überreaktion. Wäre er nicht Mann dieser weltberühmten Frau - er könnte machen was er wollte. Und vor allem machen wo er wollte. Er wird sie sich gemerkt haben, diese Lektion. Er wird künftig nur noch unter uns dasselbe machen, was wir machen. Oder er wird Pampers tragen.
Nein, er tut mir leid. Denn, ach du lieber Ernst-August! Alles scheint hin.
27. Juni 2000